Die monumentale Entwicklung des Klosters
Der architektonische Komplex des Klosters stellt das Kernstück der städtischen Geschichte von Cividale dar. Seit der langobardischen Zeit bis heute durchlebte er zahlreiche Veränderungen.
Nach einer Krisenphase infolge der Zerstörungen durch das Erdbeben aus dem Jahr 1222, von denen auch der Tempel und die Kirche San Giovanni betroffen waren, erlebte das Kloster ab der Mitte des 13. Jh.s eine besondere Glanzzeit. Durch die Einnahmen aus den verschiedenen Besitztümern, den Spenden und nach Auffindung einiger Reliquien aus dem Ablasshandel mit den Besuchern des Tempels war es den Nonnen möglich, den Komplex zu erneuern und ihren Einfluss auf das Leben des Städtchens auszubauen. Dies erfolgte durch die finanzielle Unterstützung mehrerer Initiativen, darunter die Erneuerung der Einfriedungsmauern.
Mehrere Quellen bezeugen, dass unter der Äbtissin Gisla de Pertica (1242-1251) verschiedene Wiederaufbau- oder Umgestaltungsmaßnahmen am Kloster durchgeführt wurden. Dabei wurde ein neues Dormitorium erbaut und einige Arbeiten am Tempel und an der Basilika San Giovanni vorgenommen, wobei letztere auch in weiterer Folge tiefgreifend erneuert wurde.
Im 15. Jh. wurden verschiedene Arbeiten am Kloster vorgenommen, insbesondere wahrscheinlich der Wiederaufbau (im Jahr 1431) des Kreuzgangs ("a fundamenta dirutum") und die Errichtung einer "fabrica cum culumnis qui videtur erecta Porticis", die vielleicht im östlichen Teil des heutigen Kreuzgangs angesiedelt war.
Im 16. Jh. wurden auch andere Teile des Klosters renoviert und erweitert, insbesondere nach dem Erdbeben im Jahr 1511. Einige Eingriffe wurden auch im südwestlichen Gebiet und entlang der Stirnseite an der Via Monastero Maggiore vorgenommen, welche dem Monumentalkomplex seine derzeitige Gestalt verliehen. In Richtung des Natisone wurden die Reste der Synagoge dem Monumentalkomplex einverleibt. Derselbe wurde mit einem - etwas versetzten - neuen Eingang gegenüber der Kirche San Giovanni versehen, der im Jahr 1522 unter der Äbtissin Relinta Formentini Cusano errichtet wurde.
Zwischen der Renaissance und dem 18. Jh. führten die fortdauernden Restaurierungsarbeiten der Klosteranlagen insbesondere nach Osten dazu, dass die Anlage das gesamte Gebiet besetzt, das sich von der jetzigen Via Monastero Maggiore entlang dem Ufer des Natisone, von Piazza San Biagio und von der Porta Brossana nach Westen bis zum Dom hin erstreckt.
Die Veränderungen, welche im Laufe der ersten zwanzig Jahre des 18. Jh.s stattfanden, waren von besonderer Bedeutung. Unter der Führung des Maurermeisters Luca Andrioli wurden viele Teile des Klosters wieder aufgebaut, erweitert oder aufgestockt; zu diesen Teilen zählen das Dormitorium, das Refektorium und die Kirche San Giovanni. Das Dormitorium, das in den Bauplänen als der "fabbrica" bezeichnet wurde, entspricht dem jetzigen östlichen Abschnitt, welcher den Kreuzgang vom Gemüsegarten trennt.
Die derzeitige Gestalt des Refektoriums ergibt sich aus der tiefgreifenden Umgestaltung des Klosters im 18. Jh.. Von besonderem Interesse ist dabei die mit Stuckaturen und Fresken verzierte Decke, auf denen die Verkündung und Geschichten der Hl. Scholastika und des Hl. Benedikt dargestellt sind. Der stilistische Ansatz der Fresken lässt darauf schließen, dass sich der anonyme Künstler auf Quaglio bezog.
Nach einer starken Wachstumsphase erlebte das Kloster von Cividale in den letzten zwei Jahrhunderten jenen Verfall, von dem auch andere religiöse Einrichtungen betroffen waren. Seine monumentale Bedeutung und seine Funktion als städtisches Zentrum blieben jedoch stets erhalten.